
Ausstellungsgebäude
Entwurf:1905 - 1908Fertigstellung:1908
Künstler:Joseph Maria Olbrich (1867 – 1908)
1907-08 wurde auf der höchsten Stelle der Mathildenhöhe auf dem 1880 errichteten ehemaligen Wasserreservoir, das von Joseph Maria Olbrich geplante Ausstellungsgebäude errichtet. Es bildet mit dem ebenfalls zur „Hessischen Landesausstellung für Freie und Angewandte Kunst“ erbauten Hochzeitsturm ein das Stadtbild eindrücklich prägendes Ensemble.
Dieses aus Eisenbeton erbaute und mit seinem hellgrauen Kieswurfputz verkleidete, horizontal ausgerichtete Ausstellungshaus steht im dynamischen Kontrast zum materialbetonten Turmgebäude. Seine asymmetrisch gestaltete Architektur bildet mit einem in der seitlichen Mitte dominierenden Eingangsgebäude mit Zeltdach und dem südlichen Treppenpavillon ein ausgewogenes Gegengewicht zu der wuchtigen Erscheinung des hoch aufragenden Klinkerturms im Norden. Die breite Terrasse oberhalb der gestaffelten Pergolenreihe, ehemals dem einst offenen Rosenhof zugehörig, ist Entree für Besucher und einladende Aussichtsplattform gleichermaßen. Nach den Entwürfen Olbrichs bilden die den gesamten Baukörper umspannenden, mit Wein und Rosen bepflanzten Stützen aus Gussbeton einen gestaffelten Übergang zwischen dem ansteigenden Gelände und dem erhöht liegenden Ausstellungsgebäude.
Der Aufgang zu den Ausstellungshallen beginnt mit einer kleinen Plattform, flankiert von einem ebenfalls von Olbrich entworfenen kupfergedeckten Brunnenhäuschen. Auf dem ersten Treppenabsatz gelegen bietet der von Granitsäulen getragene Pavillon eine erste Aussicht über das südliche und westliche Gelände der Künstlerkolonie. Ein kunstvoll gearbeitetes Mosaik wird von der Inschrift:
HABE EHRFURCHT VOR DEM ALTEN UND MUT DAS NEUE FRISCH ZU WAGEN BLEIB TREU DER EIGENEN NATUR UND TREU DEN MENSCHEN DIE DU LIEBST
gesäumt, ein Motto des schöngeistigen Kunstförderers und Mäzen Großherzog Ernst Ludwig.
Die östliche Ansicht der Ausstellungshallen präsentiert sich noch klarer als zentraler Mittelbau mit flankierenden Pavillons zu beiden Seiten. Die ursprüngliche Fensterreihe auf dieser Seite wurde mit Instandsetzungs- und Umbaumaßnahmen 1974-76 geschlossen. Die rückwärtige Pergolenreihe ist seit 2014 wieder vollständig. Hier befindet sich auch die in Bruchstein gemauerte Stützwand mit der 1914 von Albin Müller entworfenen Sitznische mit ihrem schmückenden Mosaikfeld.
Eine umfassende Renovierung der 1970er-Jahre brachte weitere Veränderungen mit sich, wie beispielsweise An- und Umbauten für Werkstätten und Magazine in der Verbindung von Ausstellungsgebäude und Hochzeitsturm.
Seit ihrer Fertigstellung 1908 diente das Gebäude zu Ausstellungszwecken, öffentlichen Veranstaltungen und kulturellen Tagungen dieser Stadt. Um einen anspruchsvollen Ausstellungsbetrieb unter zeitgemäßen Bedingungen zu garantieren, werden die Hallen noch bis 2023 nach denkmalpflegerischen Kriterien energetisch saniert.


Pergola

Das Ausstellungsgebäude vor der Sanierung 2012. Blick von der Ostseite.

Sanierungsarbeiten am Ausstellungsgebäude im März 2019. Blick von der Ostseite. Foto: Ute Döring

Sanierungsarbeiten an der Westseite im Juni 2019. Foto: Ute Döring

März 2020. Ostseite. Im Vordergrund die Bildhauerateliers, heute Museumsshop. Foto: Ute Döring