Kleines Haus Glückert

Entwurf:1900 - 1901Fertig­stellung:1901

Künstler:Joseph Maria Olbrich (1867 – 1908)

Das am Alexandraw­eg gelegene Kleine Haus Glückert bildet ein Pendant zum benach­barten Haus Habich. Ur­sprünglich als Wohnhaus für das Kolonie­mitglied Rudolf Bosselt vorgesehen, erwarb es schon während der Bauzeit der Hofmöbel­fabrikant Julius Glückert, der bis zu seinem Tode 1911 darin wohnte.

Die nach Norden weisende Fassade besteht über­wiegend aus glatten weißen Putzflächen, die in der unteren Etage von hoch­recht­eckigen schmalen Fenstern zu beiden Seiten eines flachen Risalits unter­brochen werden. Dieser findet seinen oberen Abschluss in Form eines hölzernen Rahmens mit ge­schnitzten Figuren von Rudolf Bosselt, die zwei große Sprossen­fenster einfassen. Das dunkle Holz bildet einen reizvollen Kontrast zu den hellen Putzflächen ringsum.

Auffällig an dieser erfrischend klaren Architektur mit kubischem Baukörper ist die un­gewöhnliche Dachform. Das mit einem Zinkblech versehene Dach­geschoss vermittelt durch seine seitlichen Schild­giebel den Eindruck eines Tonnendachs. Hier schließt sich nach Süden eine großzügige Dach­terrasse an, darunter befand sich ein großes Bogen­fenster. Auch die Fenster zu den weiteren Seiten des Hauses verweisen mit ihrer unter­­schiedlichen Form und Größe auf die innere Raum­verteilung. Mit dem Kubus als Bauform und einer klaren Verteilung von Flächen und Fenstern nach dem inneren Nutzen verkörpert dieses Wohnhaus bereits Prinzipien der kommenden Moderne.

Die beiden Häuser Habich und Glückert wurden durch einen während der Aus­stellung 1901 öffent­lichen Garten miteinander verbunden. Dieser war Teil der von Olbrich gestalteten Gesamt­anlage von vier Wohnhäusern sowie dem Atelier­gebäude im Norden und dem temporären „Haus für Flächen­kunst“ im Süden der Künstler­­kolonie.

Das Kleine Haus Glückert ist als Architektur im Original erhalten, auch die von Patriz Huber entworfene Innen­einrichtung wurde zum großen Teil vor späteren Ver­änderungen bewahrt. Lediglich der nach Osten gelegene Eingang wurde im Zuge einer Umnutzung zu einem Mehr­familien­haus vereinfacht.